Auf der Weltnaturkonferenz Ende vergangenen Jahres in Montreal haben sich rund 200 Länder auf Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität geeinigt. Warum ist das auch für Investoren wichtig und welche Regelungen kommen noch auf die Märkte zu? Wir haben nachgeforscht.
200 Staaten für den Artenschutz
Im vergangenen Dezember hat die Staatengemeinschaft auf der Weltnaturkonferenz im kanadischen Montreal eine globale Vereinbarung für Schutz, nachhaltige Nutzung und Wiederherstellung der Natur beschlossen. Eines der Kernergebnisse: Rund 200 Teilnehmerstaaten haben sich dazu verpflichtet, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Und das weltweit. 30 Prozent der geschädigten Flächen sollen darüberhinaus wiederhergestellt werden.
„Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke in einer Mitteilung der Bundesregierung dazu. Mehr noch, die Teilnehmerstaaten wollen die Umweltbelastung durch Pestizide senken. Außerdem planen sie einen einheitlichen Monitoring-Rahmen zu erstellen und weitere Stellschrauben zur Nachbesserung zu schaffen, falls einzelne Länder diese Ziele nicht erreichen. Um bis 2030 den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, hat die Staatengemeinschaft bis vier langfristige Ziele bis 2050 und 23 mittelfristige Ziele bis 2030 festgelegt.
Artenschutz als unterschätztes Risiko
Obwohl das Thema Nachhaltigkeit längst in den Köpfen der Verbraucher ist, gibt es hier zwei Problemfelder, die es noch zu lösen gilt. Denn allzu oft geht unter dem Klimawandel und dessen Bekämpfung der Artenschutz verloren. Das Artensterben hat jedoch ähnlich tiefgreifende und vielfältige Auswirkungen auf das Ökosystem wie der Klimawandel selbst – und stellt mittel- bis langfristig ein wirtschaftliches Risiko dar. Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sind derzeit mehr als 41.000 Tierarten auf dem Planeten vom Aussterben bedroht.
Das erste Problemfeld betrifft einen nicht unerheblichen Teil der Unternehmen in Deutschland. Noch zu wenige von ihnen haben effektive Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt eingesetzt. Aktuell haben viele Unternehmen und Investoren eher das Thema Dekarbonisierung auf dem Schirm, was auch daran liegen kann, dass speziell zum Artenschutz noch nicht im selben Maße gesetzliche Regelungen in Kraft getreten waren wie beim Klimawandel. Die Verordnung über „abholzungsfreie Produkte“ existiert erst seit einem Jahr – und das auch nur als ein Entwurf auf EU-Ebene.
Diese besagt, dass Unternehmen nachweisen sollen, inwiefern ihre Lieferanten Produkte oder Produkt-Inhaltsstoffe auf frisch abgeholzten Flächen gewonnen haben.
Deutsche wollen nachhaltig anlegen
Das zweite Problem betrifft den Finanzmarkt. Laut dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) berücksichtigen institutionelle Investoren das Thema Nachhaltigkeit bereits. Bei privaten Anlegern ist das anders. Zwar bekennen sie sich großflächig zu nachhaltigen Investments, verfügen aber nur über unzureichendes Wissen darüber. Etwa ein Drittel wäre bereit, auf nachhaltige Geldanlagen umzusteigen. Gerade die jüngere Generation ist hier für neue Lösungen offen. Allerdings gilt das nicht im selben Maße für die Versicherung. Eine entsprechende Verhaltensänderung war hier noch 2020 nur von wenigen zu erwarten. Das DIA erklärt das so: viele der Befragten sehen Versicherungen „weniger in der Rolle von Kapitalanlegern“.
Nachhaltigkeit bei der Gothaer
Mittlerweile hat sich jedoch einiges getan. Die Offenlegungs-Verordnung sorgt dafür, dass Anleger direkt nach ihren Präferenzen gefragt werden müssen, was nachhaltige Anlageprodukte angeht. Zum 30. Dezember 2022 ist Artikel 7 der Offenlegungs-VO in Kraft getreten. Darum müssen nun Angaben dazu gemacht werden, welche nachteiligen Auswirkungen das Produkt auf Nachhaltigkeitsfaktoren beinhaltet. Weitere Informationen dazu stellen wir im Beitrag „Neue Regulatorik“ bereit.
Und wie ist die Gothaer in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt? Svetlana Thaller-Honold, Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeitsmanagement bei der Gothaer, sagt dazu: „Uns ist es wichtig, das Thema Nachhaltigkeit nicht vorwiegend als Regulierungsthema zu betrachten. Wir haben in den letzten Jahren ein ambitioniertes Nachhaltigkeitsmanagement aufgebaut. Transparenz ist für uns dabei ein wesentlicher Faktor.“
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