Die betriebliche Krankenversicherung gilt als eines der Zukunftsprodukte am Markt. Aber wie stellen sich Makler auf, um von diesem Boom zu profitieren? Wie sprechen sie Unternehmen an? Welche rechtlichen Aspekte müssen sie beachten? Hier gibt es Tipps für den Einstieg.

Tragende Bausteine

Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource in den meisten Unternehmen – und Mitarbeiterzufriedenheit einer der wichtigsten Parameter, um die einmal gewonnenen Mitarbeiter auch zu halten. Ein wichtiger Baustein zur Zufriedenheit sind betriebliche Gesundheitsangebote – und mit ihnen auch betriebliche Krankenversicherungen. Klingt plausibel, aber tatsächlich ist die betriebliche Krankenversicherung weit weniger verbreitet als viele denken: Ende 2021 hat die Zahl der bKV-Versicherten nach Angaben des PKV-Verbandes die Marke von 1,6 Millionen erreicht, rund 18.000 Betriebe haben damals ihren Mitarbeitern eine bKV angeboten. Experten rechnen in den nächsten Jahren mit Steigerungsraten von 20 Prozent und mehr.

Interesse an der bKV strategisch wecken

Am Ende kommt das Geschäft in meinem eigenen Betrieb aber nur ins Laufen, wenn ich mich der betrieblichen Krankenversicherung als Vertriebsthema annehme und sie mit ihren Vorteilen in die Unternehmen trage. Was vielen dabei fehlt, ist der strategische Ansatz. Skeptische Arbeitgeber müssen Makler mit Argumenten überzeugen – und dabei nicht vergessen, auch die Mitarbeiter ins Boot zu holen, die mit einer bKV oft erst einmal gar nichts anfangen können.

Die Unternehmen sind daran interessiert, neue Mitarbeiter zu gewinnen, sie wollen Argumente für sich als Arbeitgeber haben und dabei kann die betriebliche Krankenversicherung ein Baustein sein. Wirtschaftlich ist es aber für die Betriebe heute ebenso wichtig, die Fehlzeiten zu reduzieren und die Mitarbeiter dauerhaft gesund zu halten. Betriebliches Gesundheitsmanagement lautet dazu das Stichwort – und auf die Makler übertragen bedeutet es, dass sie Vorsorge verkaufen müssen statt Versicherungen. Das Thema der betrieblichen Krankenversicherung lässt sich viel einfacher in die Unternehmen tragen, wenn die bKV einer von mehreren Bausteinen eines ganzheitlichen betrieblichen Gesundheitsmanagements ist.

Gesundheitsvorsorge statt Versicherung

Nicht umsonst setzen viele Versicherer hier an – auch die Gothaer. Hier ist über das Versicherungsprodukt hinaus der Gesundheitsservice in einem eigenen Tochterunternehmens angesiedelt, der MediExpert GmbH: Sie bietet nicht nur individuelle Gesundheitsprogramme an, sondern implementiert auf Wunsch auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen.

Auf einen Makler-Vertrieb übertragen bedeutet das: Das Thema bKV muss weiter gedacht werden. Erweitern Sie als Makler Ihr Netzwerk um Experten für die betriebliche Gesundheitsvorsorge – das können zum Beispiel Physiotherapeuten sein, die in den Unternehmen Rückentrainings anbieten, aber natürlich auch Ernährungsexperten oder Spezialisten für eine gesunde Arbeitsplatz-Ergonomie. Kooperationen können hier langfristig das Thema bKV im eigenen Vertrieb anschieben, denn so wie Makler über die Gesundheitsmanager in Unternehmen kommen, erreichen die Gesundheitsmanager auch neue Unternehmen über die Makler.

Die Zahlen entscheiden

Um die Entscheider in den Firmen von einer bKV zu überzeugen, müssen Makler die Vorteile in den Mittelpunkt stellen. Und erfahrungsgemäß schreiben Zahlen hier die besten Geschichten. Die bKV ist ein wesentlicher Erfolgsbaustein, wenn es darum geht, durch attraktive und effiziente Vorsorge Fehltage zu reduzieren – die Ersparnis durch bis zu zwei Fehltage weniger pro Mitarbeiter liegt oft über den Kosten der arbeitgeberfinanzierten bKV.

Quelle: PKV Verband 2022

Eine arbeitgeberfinanzierte bKV rechnet sich

Kosten für einen Krankheitstag im Unternehmen
(inkl. Produktionsausfall, Vertretung, Absenken der Servicequalität)

ca. 350 €

Ersparnis durch Senken der Fehltage um 2 Fehltage pro MA im Unternehmen im Jahr

ca. 700 €

Ersparnis pro Monat

ca. 58 €

Kosten einer bKV pro MA und Monat

35 bis 50 €

Die Mitarbeiter abholen

Viele Makler sind überrascht von der wenig überzeugten  Reaktion der Mitarbeiter auf eine betriebliche Krankenversicherung – selbst, wenn der Arbeitgeber die voll finanziert. Das Thema Datenschutz kommt dann beispielsweise schnell auf den Tisch. Niemand aus der Belegschaft möchte gerne, dass der Arbeitgeber Informationen über den eigenen Gesundheitszustand erhält. Hier müssen Vermittler klar machen, dass der bKV-Anbieter alle Gesundheitsdaten natürlich absolut vertraulich behandelt.

Ein weiterer Knackpunkt sind bestehende Zusatzversicherungen: Viele bKV-Interessierte tun sich schwer damit, bestehenden Schutz aufzugeben. Hier hilft bei Unentschlossenen nur ein Leistungsvergleich des Bestandsschutzes mit dem neuen Schutz. Der ist übrigens auch aus Haftungsgesichtspunkten sinnvoll, damit die bKV bestehenden, besseren Schutz nicht ersetzt und den Versicherten schlechter stellt. Am häufigsten scheiden sich die Geister aber bei den Kosten. Denn eine bKV ist vor allem dann interessant, wenn sie kostenneutral ist für die Mitarbeiter. Steuerlich haben die Unternehmen hier verschiedene Optionen:

Option 1: Nettolohnvereinbarung

In dieser Variante trägt der Arbeitgeber im Rahmen einer Nettolohnvereinbarung die gesamten Kosten der betrieblichen Krankenversicherung. Das sind neben dem Beitrag auch die individuellen Steuern und Sozialabgaben sowie der geldwerte Vorteil, die der Arbeitgeber übernimmt.

Variante 2: Pauschalversteuerung

Größere Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern können eine pauschale Versteuerung beantragen wenn die Beiträge mindestens halbjährlich zu zahlen sind und der Beitrag pro Mitarbeiter nicht mehr als 1.000 Euro im Jahr ausmacht. Die pauschalierten Abgaben können Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich teilen, oder der Arbeitgeber trägt sie und kann dann die Versteuerung dieses geldwerten Vorteils auch übernehmen.

Variante 3

Seit 2019 können die Beiträge zur bKV als Sachlohn steuer- und sozialversicherungsfrei bleiben. Die Beiträge dürfen dann aber zusammen mit anderen Zuwendungen nicht höher als 50 Euro sein. In diesem Fall bleiben die Beiträge zur bKV für Arbeitgeber und Arbeitnehmer abgabenfrei.

Tipp: Auch für die Fragen der Finanzierung ist eine Kooperation sinnvoll – in diesem Fall mit einem Steuerberater, der dem Unternehmen die wichtigsten steuerlichen Aspekte darlegt. Makler sollten sich hier bei der Beratung der Unternehmen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, weil eine steuerrechtliche Beratung nicht zulässig ist.

Nach dem „Go” ist vor der Arbeit

Ist der Arbeitgeber “bereit” für die bKV und möchte sie gerne mit Ihnen umsetzen, fängt die eigentlich Arbeit erst an. Sie müssen die Belegschaft einbinden und rechtssicher informieren – trägt der Arbeitgeber die Kosten nicht oder nicht vollständig, ist zudem das Einverständnis der einzelnen Mitarbeiter einzuholen. Bei einem arbeitgeberfinanzierten Modell müssen die Arbeitsverträge bzw. die Betriebsordnungen ergänzt werden. Ggf. ist auch ein Betriebsrat einzuschalten!

Sind diese Hürden aus dem Weg geräumt, schließen Sie mit dem Arbeitgeber einen Rahmenvertrag ab. Der regelt vor allem den versicherbaren Personenkreis, die Beitrittsbedingungen der Mitarbeiter, die zur Auswahl stehenden Tarife bzw. Bausteine und die Modalitäten der Beitragszahlung. Im nächsten Schritt stellt das Unternehmen dann eine Übersicht der Mitarbeiter zusammen, die von der bKV profitieren sollen. Die entsprechenden Mitarbeiter erhalten dann einen eigenen Versicherungsschein inklusive Vertragsunterlagen und vor allem eine Instruktion, wie Unterlagen im Leistungsfall einzureichen sind.

Thema bKV: Attraktives Produkt für Makler mit langem Atem

Die einzelnen Schritte und Hürden zeigen, dass das Thema bKV für Makler ein Thema mit langem Atem ist – zwischen der ersten Anbahnung und dem Vertragsabschluss liegen meist Monate. Aber es ist ein konstantes Geschäft, das sich lohnt – und ein Geschäft mit Zukunft obendrein. Natürlich wird nicht von heute auf morgen jeder Arbeitgeber in Deutschland eine betriebliche Krankenversicherung abschließen – doch mehr und mehr Firmen entscheiden sich, ihre Mitarbeiter mit der Fürsorge Wertschätzung entgegen zu bringen. Und diese Wertschätzung werden Unternehmen auch aussprechen müssen: Dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen Schätzungen zufolge 800.000 Fachkräfte – Tendenz steigend. Der Wettbewerb ums Personal ist also heute schon zur Überlebensfrage geworden. In Zukunft verschärft der demografische Wandel das Problem weiter und die bKV kann eine wichtige Waffe im Kampf um Fachkräfte sein.

Titelbild: © Mariia Korneeva/stock.adobe.com

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