Am 03. Januar 1987 wurde erstmals eine Frau in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. „Aretha Franklin” lautet der Name der US-amerikanische Soul-Sängerin, die den 3. Januar seither zum Internationalen Women Rock! Day kürte. Da Frauen nicht nur im Musikbusiness rocken, sondern auch besonders in der Versicherungsindustrie, rückt die Gothaer für die Women Rock! – Serie Branchenkolleginnen ins Rampenlicht.
In dieser Ausgabe sprechen wir mit Eva Terrahe, Transformation Officer Gothaer, über den agilen Wandel im Unternehmen.
Redaktion: Frau Terrahe, was macht denn ein Transformation Officer?
Eva Terrahe: Als Transformation Officer der Gothaer habe ich meinen Fokus auf Initiativen und Projekte, die die Gothaer in die Lage versetzen, besser auf Veränderungen des Marktes und mit spontanen Anpassungsbedarfen umzugehen, kurzum: Mein Auftrag ist es, die Veränderungsfähigkeit der Gothaer zu stärken.
Im Kern geht es darum, die Teams in ihrer Zusammenarbeit flexibler und noch leistungsfähiger zu machen.
Mit diesem Ziel haben wir verschiedene Programme und Initiativen gestartet, rund um die Themen Agile Organisation, New Work, Diversity, Lernende Organisation und Digitalisierung. Meine Aufgabe hierbei ist es, diese Themen übergreifend zu orchestrieren und sicherzustellen, dass wir mit unserem Transformationsprozess die richtigen Themen angehen, um die Erreichung unserer strategischen Ziele zu unterstützen.
Redaktion: Warum ist diese Position in einem Unternehmen wie der Gothaer aktuell besonders wichtig?
Eva Terrahe: Diese Position gibt es seit gut einem Jahr. Wie in nahezu allen Branchen ist auch unser Wettbewerbsumfeld von massiven Veränderungsdynamiken geprägt. Die Digitalisierung führt zu veränderten Erwartungshaltungen der Vertriebspartner und Kunden und bringt neue Geschäftsmodelle hervor. Die Frequenz von Überraschungen nimmt zu, auf die es effektiv und schnell zu reagieren gilt.
Bei all den strukturellen, prozessbezogenen oder technischen Veränderungen, die diese Initiativen treiben, ist uns der Blick auf Einstellungen, Werte und Auswirkungen auf die Zusammenarbeit extrem wichtig.
Die kulturelle Transformation voranzutreiben, ist für das Gelingen der Programme Voraussetzung und Schlüssel zugleich.
Ohne engagierte und motivierte Menschen wird es keine Transformation geben. Wir legen daher systematisch auch den Fokus auf kulturellen Themen, die nicht auf den ersten Blick sichtbar aber doch so entscheidend sind.
Redaktion: Stichwort hybrides Arbeiten: Was waren und sind die Herausforderungen? Und wie geht es diesbezüglich in der Gothaer weiter?
Eva Terrahe: Wir haben mit der Pandemie unsere Zusammenarbeit fast komplett auf remote umgestellt. Die Umstellung hat wirklich reibungslos geklappt. Mit sinkenden Infektionszahlen können wir absehbar die Präsenz in den Büros wieder steigern und damit in eine neue Phase starten und das Positive aus Präsenz und Remote nutzen.
Wir wollen grundsätzlich weiter mobil arbeiten, uns dabei aber auch persönlich begegnen und im Büro sehen. Bei all der Euphorie, wie gut die Umstellung auf remote geklappt hat, machen die bald 1,5 Jahre der Zusammenarbeit auf Distanz klar, dass die persönliche Begegnung nicht ersetzbar ist.
Die Zusammenarbeit wird also immer häufiger von hybriden Situationen geprägt sein. Dies wird zu neuen Erlebnissen führen, uns stärken, aber auch herausfordern. Wir setzen dazu auf drei Maßnahmen: Zunächst auf Team-Workshops, um die Balance der Zusammenarbeit Präsenz-Remote gemeinsam zu besprechen. Weiter auf gezielte Impulse für Führungskräfte zu hybrider Führung sowie auf die Weiterentwicklung der IT-Ausstattung für alle Mitarbeitenden und der Räume zur Durchführung von hybriden Meetings.
Bei allem haben wir im Blick, dass die Bedarfe der Kollege:innen unterschiedlich sind. Unser Ziel ist es einen Rahmen zu schaffen, der Flexibilität und Freiräume bietet.
Redaktion: Was bedeutet agiles Arbeiten in der Gothaer?
Eva Terrahe: Die agile Zusammenarbeit macht es uns künftig leichter, in kurzen Zyklen zu lernen und schnell auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren. Wir bleiben beweglicher, indem wir frühzeitig Feedback auf unsere Ideen im Markt einholen und in den Entwicklungsprozess aufnehmen.
Dabei geht es uns insbesondere darum, Teams zu mehr eigenverantwortlichem Handeln zu bewegen. Im Zentrum unserer agilen Organisation stehen daher selbstorganisierte Teams, die überwiegend interdisziplinär zusammenarbeiten. Sie führen sich fachlich und organisatorisch selbst und wählen auch eigenständig die Arbeitsmethoden, die für sie am geeignetsten sind. Dadurch verkürzen wir Entscheidungswege. Dabei setzen wir zudem auf eine Haltung, die verbindet. Wir haben ein Mindset@Gothaer entwickelt, in dem beispielsweise für „Kompetenz entscheidet“ oder „Freiraum für eigenverantwortliches Handeln schaffen“ oder „Mit Vielfalt und Leidenschaft gestalten wir Erfolg“ wirbt. Das dient uns Gothaer-weit als Orientierung unserer Zusammenarbeit.
Redaktion: Warum ist es hier sinnvoller, auf Breitenwirkung zu setzten, anstatt das System auf einmal umzukrempeln?
Eva Terrahe: Die Veränderungen zu einer agilen Organisation sind weitreichend. Die Lösungen sind zu komplex, um sie mit einer kleinen Gruppe am Reißbrett zu entwickeln. Daher setzen wir auf ein Schritt-für-Schritt Vorgehen und möchten möglichst viele Kolleg:innen involvieren. In diesem Vorgehen leben wir bereits die Prinzipien, die wir jetzt und zukünftig für wichtig halten, wie beispielsweise inkrementell vorgehen, kontinuierlich lernen oder Dinge ausprobieren.
Redaktion: Hinsichtlich Ambition25. Wo sehen Sie mit all den Entwicklungen die Transformation der Gothaer in 25 Jahren?
Eva Terrahe: Ich vermute, dass wir dann wesentlich stärker als Netzwerkorganisation zusammen arbeiten. Das heißt, dass wir uns rund um bedarfsorientierte und sich ändernde Themencluster organisieren. Die Teams sind kompetenzbasiert und divers zusammengesetzt, was Transparenz über individuelle Skills voraussetzt. Kontinuierliches Lernen hat hohe strategische Aufmerksamkeit, denn es wird klare Verschiebungen der Skills geben. Außerdem wir die systematische Auswertung von Daten dazu führen, Risiken gering zu halten, um Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen. Damit rückt die Vermittlerschaft als „Life Coach“ viel näher an die Kundschaft. Außerdem werden wir zwar viel mobil arbeiten, für den persönlichen Kontakt aber sicher noch gemeinsame Arbeitsflächen wie Büros haben.
Über unsere Expertin
Eva-Maria Terrahe ist derzeit Transformation Officer und war zuvor als Senior Expert in Change Management und Qualifizierung bei der Gothaer tätig.