Am 03. Januar 1987 wurde erstmals eine Frau in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. “Aretha Franklin” lautet der Name der US-amerikanische Soul-Sängerin, die den 3. Januar seither zum Internationalen Women Rock! Day kürte. Da Frauen nicht nur im Musikbusiness rocken, sondern auch besonders in unserer Branche, rückt die Gothaer für die Women Rock! – Serie Kolleginnen aus dem Unternehmen ins Rampenlicht.
Im ersten Interview spricht Senior Expertin für Nachhaltigkeitsmanagement, Svetlana Thaller-Honold darüber, wie sie in diesen recht jungen Bereich bei der Gothaer eingestiegen ist, welche großartigen Möglichkeiten sich dabei auftun und weshalb sie sich überhaupt um einen Job in der Versicherungsbranche beworben hat.
Aretha Franklin bei einem Live-Konzert 1971 in der Schweiz, knapp 16 Jahre bevor sie in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen wurde.
Redaktion: Frau Thaller-Honold, Sie hatten vorher mit der Versicherungsbranche nichts zu tun, wie kam Ihr Einstieg bei der Gothaer?
Svetlana Thaller-Honold: Man könnte es eine glückliche Fügung nennen, es lag aber auch an der Art der Ausschreibung. Ich habe bereits davor als Nachhaltigkeitsberaterin gearbeitet und habe unter anderem das Bundesministerium für Bildung und Forschung bei seinem Beitrag zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie unterstützt. Ein großes Thema bei den interministeriellen Arbeitsgruppen war “Sustainable Finance”. In der Vorbereitung ist mir aufgefallen, welch immenser Hebel die Finanzbranche beim Umbau der gesamten Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung nachhaltige Entwicklung sein kann. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir erstmals: “Ihr habt so eine wichtige Aufgabe – tut was.” Dann kam die Stellenausschreibung in so einer Schlüsselbranche wie gerufen.
“Mir ist aufgefallen, welch immenser Hebel die Finanzbranche in Richtung nachhaltige Entwicklung sein kann.”
Redaktion: Ist für Sie das Thema “Nachhaltigkeit” ein persönliches Anliegen?
Svetlana Thaller-Honold: Tatsächlich bin ich in diese Thematik eher hineingerutscht. Es ist witzig, aber egal, welchen Job ich begonnen habe – und sei es ein Werkstudentenjob – ich habe überall relativ schnell die Umwelt- und Sozialbelange des Unternehmens erkannt. Ich habe einfach festgestellt, dass Dinge nicht nur erkannt, sondern dann auch angepackt werden müssen. Die Unternehmen sind dann meist sehr offen und dankbar. Man darf nicht vergessen: Umwelt- und Ressourcenschutz sind schließlich auch zum wirtschaftlichen Vorteil einer Firma.
“Umwelt- und Ressourcenschutz sind schließlich auch zum wirtschaftlichen Vorteil einer Firma.”
Redaktion: Wie wurde die Gothaer am ersten Standort in Köln klimaneutral und hat sich das auf den Arbeitsalltag ausgewirkt?
Svetlana Thaller-Honold: Es war schon länger beschlossen, dass wir klimaneutral werden wollten, aber wir mussten erst einmal unsere großen Emissionsquellen definieren um zu wissen, wo wir überhaupt ansetzten sollten. Dafür haben wir eine erste Klimabilanz erstellt und diese vom TÜV Nord zertifizieren lassen. Dabei kristallisierten sich drei Hauptfaktoren heraus: Ein Drittel unserer Emissionen entstand durch die Anfahrten unserer Mitarbeiter. Außerdem machen auch Dienstwägen- und reisen einen großen Teil aus. So war schnell klar, wir müssen das Thema “Mobilität” als Ganzes anpacken. Wir haben die Reisekostenverordnung so umgestellt, dass sie nicht mehr nur unter Effizienzkosten betrachtet wird und schaffen verschiedene Anreize, Dienstreisen auf den Zug zu verlegen – beispielsweise in Form von Erster-Klasse-Zugtickets, BahnCards, Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr hier in Köln oder Bikeleasing-Angeboten.
“Es war schnell klar, wir müssen das Thema Mobilität als Ganzes anpacken.”
Der zweite Faktor war relativ schnell erledigt: Wir haben zugekauften Strom durch erneuerbare Energien ersetzt und als dritten großen Punkt unsere Blockheizkraftwerke modernisieren lassen. Corona hat uns auch den Impuls gegeben in Bezug auf Homeoffice in Zukunft umzustrukturieren. Es besteht Konsens darüber, dass wir nicht mehr auf den Status davor zurück können und das auch nicht möchten. Die Gothaer hat hierfür ein Team eingesetzt, das sich um das “neue Arbeiten” kümmert. Hier ist einiges im Umbruch. Aber um wirklich klimaneutral zu werden, müssen wir nicht vermeidbare Emissionen durch den Kauf von Klimazertifikaten ausgleichen. Ziel ist, durch ambitionierte Maßnahmen die verbleibenden Emissionen sukzessive zurückzufahren.
Redaktion: Haben Sie das Gefühl, Frauen haben es in der Branche schwerer als Männer?
Svetlana Thaller-Honold: Ich finde es schwierig dazu etwas zu sagen, aber die Zahlen sprechen für sich: Im Prinzip ist die Aufteilung zwischen Männern und Frauen bei der Gothaer 50:50. Das hört sich ja erst einmal ausgeglichen an. Betrachtet man allerdings die Führungsebene, fällt auf, dass die Frauenquote hier nur noch bei ca. 20 % liegt. Gendergerechtigkeit ist auch ein klassisches Nachhaltigkeitsthema, das die Gothaer auch erkannt hat. Als ich angefangen habe, hatten wir sechs männliche Vorstände und jetzt seit 01.01.2021 immerhin einen weiblichen Vorstand. Das freut mich und sendet auch ein wichtiges Signal. Wobei ich auch dazu sagen muss, dass ich in meiner alltäglichen Arbeit noch nie das Gefühl hatte, als Frau benachteiligt worden zu sein.
“Gendergerechtigkeit ist ein klassisches Nachhaltigkeitsthema”
Redaktion: Was sind ihre beruflichen Vorsätze und Ziele für 2021?
Svetlana Thaller-Honold: In unserer neuen Unternehmensstrategie, der Ambition 25, ist auch das Thema “Nachhaltigkeitsmanagement” verankert. Mit der Überschrift “Glaubhaft nachhaltig” geben wir uns damit ein ambitioniertes Ziel vor. Demnach erarbeiten wir nicht nur intern eine Nachhaltigkeitsstrategie, sondern befragen auch externe Stakeholder, welche Handlungsfelder für sie wichtig sind, damit wir wissen, welche Erwartungen von außen an uns gestellt werden. Nur wenn wir auch Bereiche entlarven, in denen es vielleicht auch weh tut, können wir wirklich glaubhaft nachhaltig sein. Anhand der Wesentlichkeitsanalyse haben wir unsere Kern-Handlungsfelder definiert: Nachhaltigkeit im Kerngeschäft, im Unternehmen, im Personalmanagement und in der Gesellschaft mit der Gothaer Stiftung. Wir möchten außerdem wissen, welchen Beitrag wir über das Unternehmen hinaus leisten können und kommunizieren unsere Ziele und Maßnahmen nach außen ganz bewusst, damit wir auch darauf festgenagelt werden können. So verpflichten wir uns, unserem Versprechen “glaubhaft nachhaltig” zu sein, nachzukommen. 2021 möchten wir unsere Nachhaltigkeitsambitionen im Unternehmen noch spür- und greifbarer machen. Wir möchten, dass sich wirklich alle Mitarbeiter Gedanken machen, wie sie ihren Beitrag leisten können und sich bewusst werden, dass das auch gesehen wird.
Nur durch die Kraft der Gemeinschaft werden wir glaubhaft nachhaltig.