Am 03. Januar 1987 wurde erstmals eine Frau in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. “Aretha Franklin” lautet der Name der US-amerikanische Soul-Sängerin, die den 3. Januar seither zum Internationalen Women Rock! Day kürte. Da Frauen nicht nur im Musikbusiness rocken, sondern auch besonders in unserer Branche, rückt die Gothaer für die Women Rock!–Serie Kolleginnen aus dem Unternehmen und der Branche ins Rampenlicht.
Leitende Positionen besetzen in der Versicherungsbranche Männer. Und das auch erst nach jahrelanger Berufserfahrung? Falsch! Die Gothaer fördert auch junge Mitarbeiterinnen. Wir sprechen in dieser Ausgabe „Women Rock!“ mit Karoline Leienbach über ihre Position als Leiterin des Gesundheitsmanagements der Gothaer und zum Kernthema Gesundheit x Digitalisierung.
Redaktion: Frau Leienbach, Sie sind Leiterin des strategischen digitalen Gesundheitsmanagements der Gothaer Krankenversicherung AG. Wie vereint dieser Bereich die Themen Gesundheit und Digitalisierung?
Karoline Leienbach: Die Gothaer Krankenversicherung hat sich bereits vor einigen Jahren auf den Weg vom reinen Kostenerstatter zum modernen Gesundheitsdienstleister gemacht. Unser Bereich ist Treiber für diese Transformation.
Unsere Mission ist es, die Gesundheit unserer Kunden – aber auch unserer Mitarbeiter – zu schützen und im Krankheitsfall durch Zugang zur bestmöglichen Versorgung wiederherzustellen.
Hierfür identifizieren und entwickeln wir digitale und non-digitale Lösungen und schaffen Customer Engagement durch digitale Erlebnisse. Unser wichtigster digitaler Touchpoint ist die Gothaer Gesundheits-App, die schon heute viel mehr ist als eine reine Rechnungseinreichungs-App ist. Diese bauen wir kontinuierlich weiter aus und verknüpfen die einzelnen Services miteinander, sodass eine möglichst friktions- sowie lückenlose Patientenreise möglich ist. Wir sprechen hierbei auch von einem digitalen Ökosystem.
Redaktion: Das Corona-Jahr war ein Katalysator für die Digitalisierung. Auch innerhalb der Versicherungsbranche. Wie wirkt sich das auf Ihren Bereich aus? War eine deutliche Veränderung in der Praxis zu spüren?
Karoline Leienbach: Ich glaube, in kaum einem anderen Wirtschaftszweig hat die Pandemie so viel politische Veränderungen und (digitale) Innovationen vorangetrieben wie in der Gesundheitsbranche. In unserem Berufsalltag sehen wir das insbesondere bei unseren Services wie dem digitalen Arztbesuch oder den Online-Terminbuchungen. Das ist eine echte Win-Win Situation für Ärzte und Patienten. Ärzte werden in ihrem Arbeitsalltag entlastet. Patienten können den Gang zum Arzt vermeiden. Sie bekommen schnell und bequem medizinische Hilfe per Videogespräch.
Die Menschen stehen digitalen Services inzwischen viel offener gegenüber. Aber auch hier ist das volle Potential noch nicht ausgeschöpft – das sehen wir vor allem im internationalen Vergleich.
Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage der Versicherten nach digitalen Anwendungen auch künftig weiter zunimmt. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich verändert. Und auch in den Nach-Pandemie-Zeiten wird die Akzeptanz für Digitalisierung weiterwachsen. Gut ist, dass der Gesetzgeber hierfür auch die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen hat.
Redaktion: … und inwieweit bietet das für das aktuelle Jahr Chancen, den Fokus „Gesundheit“ neu zu setzen?
Karoline Leienbach: Noch nie war das Thema Gesundheit so wichtig – privat, aber auch im betrieblichen Kontext. Das sehen wir als PKV als große Chance. Dies gilt insbesondere für die betriebliche Krankenversicherung, die im War for Talents sowie im Kontext Mitarbeiterbindung Betriebe dabei unterstützt, im Wettbewerb um Arbeitgeberattraktivität zu punkten. Eine ähnliche Dynamik beobachten wir in der Zusatzversicherung: Das Segment zeigt sich weiterhin wachstumsstark und die adäquate Absicherung über den gesetzlichen Versicherungsschutz hinaus gewinnt an Bedeutung.
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen nimmt richtig Fahrt auf: Die regulatorischen Rahmenbedingungen wurden geschaffen und werden nun ihre Kraft entfalten. Die Vernetzung im Gesundheitswesen wird zunehmen und somit auch die Effizienz des Systems. Initiativen wie die elektronische Patientenakte, das eRezept und die eAU sind nur einige Beispiele dafür.
Während der Corona-Pandemie konnte Deutschland im internationalen Vergleich von seinem dualen Krankenversicherungssystem profitieren. Dabei hat die PKV ihre Leistungsfähigkeit und ihre finanzielle Stabilität unter Beweis stellen können. Dies wird auch in Zukunft so sein.
Redaktion: Die Konzernstrategie Ambition25 der Gothaer umfasst die Ziele der kommenden Jahre bis 2025. Was genau plant Ihrer Abteilung?
Karoline Leienbach: In der Strategie „Ambition25“ haben wir uns als Konzern drei sogenannte Differenzierer zum Ziel gesetzt – das sind die Punkte, an denen wir am Markt, im Wettbewerb und vor allem für unsere Kunden den Unterschied machen wollen. Einen davon nennen wir „In der Gemeinschaft: Mehr als Versicherung“. Wir wollen nicht nur reiner Kostenerstatter sein, der in Leistungsfällen zahlt, sondern für unsere Kunden zum Problemlöser werden und partnerschaftlich und menschlich zugewandt Lösungen anbieten.
Hier sind wir mit der Gothaer Krankenversicherung und ihrer Positionierung als Gesundheitsdienstleister bereits sehr gut aufgestellt, wollen uns aber natürlich kontinuierlich weiterentwickeln. Um in den Lebenswelten unserer Kunden eine Rolle zu spielen – heute, aber auch in Zukunft – ergänzen wir unsere klassischen Versicherungsprodukte um Services.
Redaktion: Können Sie uns hierzu Beispiele nennen?
Karoline Leienbach: Wir haben im strategischen digitalen Gesundheitsmanagement zwei Schwerpunkte: Zum einen wollen wir entlang von Patientenreisen Services anbieten und smart miteinander verknüpfen. Zum anderen wollen wir eine junge Zielgruppe mit Alltagsservices ansprechen, die Spaß machen, sich mit dem Thema Gesundheit auseinanderzusetzen und dabei helfen, gesund zu bleiben. Hierbei setzen wir u.a. auf Kooperationen und dynamischen Content in der Gesundheitsapp und entwickeln uns Schritt für Schritt zu einem Ökosystem. Das alles mit dem Ziel, unsere Versicherten bestmöglich im Umgang mit ihrer Gesundheit zu unterstützen und Innovationen frühzeitig zu antizipieren.
Redaktion: Sie sind – im Branchendurchschnitt gesehen – relativ jung für eine leitende Position. Zudem haben Sie Erfahrungen im Gesundheitssektor, sind jedoch Quereinsteiger in der Versicherungswirtschaft. Inwiefern ist das eine Stärke? Und wie fördert die Gothaer hier als Arbeitgeber den Nachwuchs?
Karoline Leienbach: Es stimmt, ich hatte ursprünglich keinen Versicherungshintergrund. In den 2,5 Jahren, in denen ich nun schon Teil der Gothaer bin, habe ich die Branche und die Gothaer kennen- und schätzen gelernt. Ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Als Medizinmanagerin kenne ich das Spannungsfeld zwischen Gesundheit, Politik und Wirtschaft sehr gut. Darüber hinaus sehe ich die großen Potentiale der Digitalisierung für das Gesundheitswesen. Meine große Leidenschaft ist es, die (digitale) Gesundheitsversorgung mitgestalten zu können. Diese Möglichkeit habe ich bei der Gothaer.
Ich bin davon überzeugt, dass mein Alter und mein Background kein Hindernis darstellen, sondern ganz im Gegenteil die Möglichkeit bieten, die Zukunft aus der Perspektive meiner spezifischen Erfahrung in einem tollen Team im Interesse unserer Versicherten zu gestalten.
Dabei haben meine Kollegen und ich in der Gothaer die Chance, neue Gedanken, neue Ideen einzubringen und umzusetzen. Insbesondere bei so dynamischen Themen wie Digitalisierung sehe ich das als Vorteil.
Redaktion: Das klingt nach einem starken Rückhalt. Wie wird hier die Kraft der Gemeinschaft spürbar?
Karoline Leienbach: Seit 2019 bin ich Teil des Gothaer Management Programms, das mich in meiner beruflichen Entwicklung sehr unterstützt hat, aber auch dazu beigetragen hat, mich breit im Konzern zu vernetzen. Der Austausch mit den Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen ist extrem wertvoll und hilft, verschiedenste Perspektiven mit dem Ziel einzunehmen, das Beste für die Versicherten der Gothaer zu leisten.
Die Gothaer hat mir immer das Gefühl gegeben, dass genau dieses „die Dinge anders denken“ explizit gewünscht ist und gefördert wird. Man kann sich aktiv in Themen einbringen. Und es gibt Raum für eigene und neue Initiativen.