Am 03. Januar 1987 wurde erstmals eine Frau in die Rock n’ Roll Hall of Fame aufgenommen. „Aretha Franklin” lautet der Name der US-amerikanische Soul-Sängerin, die den 3. Januar seither zum Internationalen Women Rock! Day kürte. Da Frauen nicht nur im Musikbusiness rocken, sondern auch besonders in unserer Branche, rückt die Gothaer für die Women Rock!–Serie Kolleginnen aus dem Unternehmen und der Branche ins Rampenlicht.
Diesmal eine Nachwuchsperspektive: Kim Held ist duale Studentin bei ViV Finanz- und Versicherungsmakler GmbH. Mit uns spricht sie darüber, was die Branche für eine junge Frau attraktiv macht, wie berechtigt Vorurteile sind und warum das Thema Finanzen an Schulen unterrichtet werden muss.
Redaktion: In welcher Position arbeitest Du derzeit für die ViV Finanz- und Versicherungsmakler GmbH? Was sind hier Deine Aufgaben und inwieweit ergänzen sie Dein Studium?
Kim Held: Ich bin seit Oktober 2020 die duale Studentin im Studienfach BWL-Finanzdienstleistungen bei viv. Das heißt, ich bin immer drei Monate in Lörrach an der Hochschule und lerne die theoretischen Grundlagen, die ich dann in den folgenden drei Monaten bei viv in der Praxis umsetzen kann. Ich habe die Möglichkeit sowohl im Finanzbereich als auch im Versicherungsbereich Erfahrungen zu sammeln. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Versicherungen. Mein Aufgabenbereich ist also jedes Semester unterschiedlich. Zu Beginn des Studiums war ich natürlich oft „nur“ die Begleitung in Beratung oder Jahresgesprächen, aber ab diesem Semester wird auch die Beratung zunehmend in meinen Aufgabenbereich fallen. Vor allem im Bereich der Versicherungen habe ich viele Eindrücke zu den Sach- als auch zu den biometrischen Versicherungen sammeln können. Zudem durfte ich eine Schulung zur Generationenberaterin (IHK) machen und werde in dieser eventuell ebenfalls bald selbst beraten.
Redaktion: Warum hast Du Dich für die Versicherungsbranche entschieden? Was begeistert Dich daran?
Kim Held: Ehrlich gesagt war das Studium am Anfang eher ein Experiment als eine sichere Entscheidung für einen Bereich. Ich war mir sehr unschlüssig, was ich nach der Schule und meinem FSJ machen sollte und habe nach einem dualen Studiengang gesucht, der mich interessiert. Dual, weil mir die Idee der Mischung einer Ausbildung und eines Studiums mit einem Bachelorabschluss gut gefallen hat. Ich hatte mich dann schon auf BWL festgelegt, weil mir der Umgang mit Zahlen immer relativ leicht gefallen ist und ich mich für Wirtschaft interessiert habe.
Die Spezialisierung „Finanzdienstleistungen“ hat mich am meisten interessiert, weil Versicherungen und Geldanlagen ja jeden von uns betreffen.
Und so bin ich dann über eine Bewerbung bei viv gelandet und würde sagen, dass die Wahl des Studiengangs ein Glückstreffer war. Mir gefällt die Fachrichtung noch besser, als ich es bei der Bewerbung gedacht hatte.
Redaktion: Aus Sicht Deiner Generation gesprochen: Wie nimmst Du das Interesse am Thema Finanzen- und Versicherungen wahr? Woran liegt diese Ansicht Deiner Meinung nach?
Kim Held: Leider sind Finanzen und Versicherungen, aber auch Steuern in der Schule immer noch kein Thema. Was ich sehr schade finde. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das Interesse da ist, vor allem aufgrund aktueller Themen wie hohe Inflation, steigende Preise, Null- beziehungsweise Niedrigzinspolitik, Corona-Krise, Ukraine-Krise und so weiter. Das sieht man beispielsweise auch an immer weiter steigenden Follower-Zahlen bei Profilen von Finanzfluss, Steuer-Fabi oder ähnlichen Influencern der Branche. Es ist über soziale Medien immer leichter geworden an qualitativ hochwertige Informationen zu kommen.
Allerdings ist vor allem die Versicherungsbranche, meines Erachtens, inzwischen nicht mehr ohne einen Experten zu verstehen. Die inzwischen sehr hohe Fülle an verschiedenen Produkten und die Komplexität dieser ist für jemanden, der sich nicht täglich damit beschäftigt, kaum noch zu durchschauen. Deswegen denke ich, dass trotz des steigenden Interesses der jüngeren Generation der Beratungsbedarf weiter steigen wird.
Redaktion: Und wie willst Du hier möglicherweise aktiv eine Änderung mit gestalten?
Kim Held: Ich habe tatsächlich schon öfter darüber nachgedacht, wie ich Versicherungs- und Geldanlagethemen als Exkurs in Schulen einbringen könnte. Ich hatte in der Schule (in der Kursstufe) zum Beispiel ein zwei-Tages-Seminar zur Berufswahl. So in die Richtung fände ich es spannend ein Seminar für Finanzen und Versicherungen zu gestalten und auszuprobieren. Ob das realisierbar und von den Schulen auch gewünscht ist, weiß ich noch nicht. Das war bisher nur ein Gedanke von mir, den ich nach dem Studium vielleicht probiere zu konkretisieren, in Absprache mit verschiedenen Schulen in Freiburg. Leider benötigt es aber eine Änderung „von oben“, um nachhaltig in allen Schulen in Baden-Württemberg, beziehungsweise Deutschland, solche Themen zu etablieren.
Redaktion: Für welche Produkte siehst Du die größten Zukunftschancen in der heutigen Zielgruppe U30? Und wie unterscheiden sie sich vom Interesse älterer Zielgruppen? Gibt es die Lücke Deiner Ansicht nach überhaupt?
Kim Held: Eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Absicherung, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung. In Zukunft wird diese, meiner Meinung nach, immer wichtiger, weil das Risiko psychischer Probleme und Krankheiten aufgrund äußerer Einflüsse steigt. Ansonsten sehe ich für ETFs und Investmentfonds (sowohl über Versicherungsprodukte als auch ohne den Versicherungsmantel) große Zukunftschancen, weil die gesetzliche Rente für uns keine zuverlässige Zukunftsabsicherung mehr darstellt. Das ist vermutlich der größte Unterschied zu älteren Zielgruppen.
Redaktion: Was ist jeweils ein Klischee, dass Dich über Frauen und die junge Generation im Kontext Finanzen und Versicherungen stört?
Kim Held: Mich stört extrem, dass es für viele immer noch komisch ist, wenn Frauen sich mit Finanzen beschäftigen oder unabhängig vom Partner sein möchten und ihr eigenes Geld verdienen möchten. Früher war es vielleicht Standard, dass der Mann das Geld ins Haus gebracht hat und die Frau den Haushalt und die Kinder versorgt hat. Das heißt aber noch lange nicht, dass das immer noch so ist.
Jeder sollte sich seinen Job und seine Interessen unabhängig von der Meinung Anderer aussuchen und ausleben können.
Ein Vorurteil über die junge Generation, welche mich auch stört, ist, dass die jungen Menschen heute faul seien und nicht mehr so engagiert wären, wie es früher der Fall war. Das mag auf einzelne junge Leute zutreffen (das hat es früher bestimmt auch), aber von der Mehrheit würde ich etwas anderes behaupten. Die Anforderungen und damit auch das Verhalten der Menschen haben sich gewandelt.