Gibt es bald eine Rentenpflicht für Selbständige? Eine Studie bestätigt, dass viele Selbständige nicht gut fürs Alter abgesichert sind. Das möchte die Politik nun ändern und berichtet mögliche Details der Altersvorsorgepflicht.
OECD-Studie: Renten auf einen Blick
Der demografische Wandel hat bereits längst begonnen. Auf 100 Erwachsene im Alter zwischen 20 und 66 Jahren sollen laut der Bundeszentrale für politische Bildung bis zum Jahr 2060 bereits über 50 Erwachsene der über 67-jährigen kommen. Diese sich wandelnde Arbeitswelt stellt eine große Herausforderung für die Absicherungen im Alter dar. In der OECD-Studie „Renten auf einen Blick“ wurden daher die Rentensysteme der OECD-Länder gemessen und untersucht. Die Ausgabe, welche sich mit der Alterssicherung von Selbstständigen befasste, kam zu folgenden Ergebnissen:
• Deutschland ist eines der wenigen OECD-Länder, das keine obligatorische oder eine lückenhafte Rentenversicherung für alle Selbständigen hat.
• Deutsche Frauen sind heute von der OECD-weit größten Geschlechter-Rentenlücke betroffen (46 Prozent).
• Die Netto-Ersatzraten für zukünftige Rentner werden aufgrund des Nachhaltigkeitsfaktors sinken. Das betrifft besonders die Geringverdiener.
• Die schnelle Bevölkerungsalterung könnte die finanzielle Tragfähigkeit des öffentlichen Rentensystems gefährden.
• Deutschland ist Spitzenreiter beim Anstieg der Beschäftigungsraten älterer Arbeitskräfte.
Der nächste Schritt: Einbeziehung der Selbständigen und Freiberufler
„Der nächste Schritt wird die Einbeziehung der Selbständigen in das System der Alterssicherung sein“ – Hubertus Heil (SPD)
Die Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag eine Altersvorsorgepflicht für alle Selbständigen angekündigt, welche nicht in berufsständischen Versorgungswerken abgesichert sind. Für die künftige Absicherung soll laut Heil die gesetzliche Rente ein wesentlicher Faktor sein. Wenn sich die Selbständigen dagegen entscheiden, sollen sie anders vorsorgen müssen, beispielsweise mit Verträgen, welche ein ähnliches Leistungsspektrum abdecken. Das sichere ihnen mehr als die bloße Grundsicherung im Alter. Die Deutsche Rentenversicherung allerdings ist laut dem Handelsblatt etwas anderer Meinung. Sie warne vor einer zu bürokratischen Lösung bei der Vorsorgepflicht, da Selbstständige um ihre unternehmerische Freiheit fürchten.
Altersgrenze für Selbständige und Freiberufler
Die geplante Altersvorsorgepflicht solle nicht nur für alle künftig Selbständigen gelten, auch die Freiberufler würde der neue Gesetzesentwurf betreffen. Das aber nur, wenn sie zum Zeitpunkt der Verabschiedung unter 35 Jahren und nach derzeitigem Recht nicht versicherungspflichtig sind. Sogar nebenberuflich Selbständige würden gemäß des Plans des Politikers in die Versicherungspflicht einbezogen werden. Nur geringfügig Tätige mit einem Einkommen bis zu 450 Euro im Monat seien davon außen vor.
„Die genaue Ausgestaltung bleibt abzuwarten“ – Sprecherin des Arbeitsministeriums
Die oben genannten Details wurden bislang noch nicht bestätigt. Die Deutsche Presse-Agentur berichtete, dass eine Sprecherin des Arbeitsministeriums lediglich mitgeteilt habe, dass das BMAS aktuell an einem Gesetzesentwurf zur Umsetzung der Einbeziehung der Selbständigen in das System der Alterssicherung arbeite.
Nettoeinkommen Selbständige: Risiko Altersarmut
Laut dem Altersvorsorgebericht der Bundesregierung haben Selbständige lediglich ein Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro im Rentenalter zur Verfügung. Bei Angestellten und Arbeitern sind es gut ein Drittel. Der Altersvorsorgebericht weist außerdem darauf hin, dass, anders als bei den meisten Erwerbstätigen, sie aufgrund des fehlenden verpflichtenden Alterssicherungssystems häufig nicht hinreichend für ihr Alter vorgesorgt haben. Das Risiko zur Altersarmut ist folglich bei Selbständigen höher. Jedoch ist laut des Berichts zu beachten dass die Spanne der Einkommen sehr groß ist. Mit 1.435 Euro Durchschnittseinkommen im Ruhestand haben sie sogar ein um mehr als 100 Euro höheres Einkommen als Angestellte (1.316 Euro).
Titelbild: © Sergey Nivens/stock.adobe.com
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