Nachhaltigkeit ist derzeit stärker denn je das Thema der Gothaer. Durch interne Maßnahmen ist die Gothaer Hauptverwaltung in Köln-Zollstock als erster Standort klimaneutral. Auch auf Produktebene ist einiges im Umbruch. Im zweiten Teil des Interviews verrät Svetlana Thaller-Honold, welche Anreize geschaffen werden und auf welche Zielgruppe es ankommt.

Redaktion: Frau Thaller-Honold, der Begriff „nachhaltige Investments“ ist derzeit in aller Munde. Was versteht die Gothaer unter diesem Begriff? 

Svetlana Thaller-Honold: Obwohl der Begriff der nachhaltigen Kapitalanlagen nicht geschützt ist, versteht man oft darunter eher Anlagen mit einem Fokus auf besonders nachhaltigen und ökologischen Produkten. In der Regel sollen diese Kriterien dann auch in den Produktdokumenten festgehalten werden. Wir gehen hier einen anderen Ansatz: wir berücksichtigen Nachhaltigkeitsaspekte in der (gesamten) Kapitalanlage.

Redaktion: Im Bereich nachhaltiger Investments festigt sich die Gothaer bereits seit Anfang des Jahres. Was sind die Argumente für Anlagen im nachhaltigen Sektor?

Svetlana Thaller-Honold: Durch die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten bei den Kapitalanlagen wollen wir allen unseren Versicherungsnehmern signalisieren, dass ihr Geld verantwortungsbewusst investiert wird.

„Unser Ziel ist, immer mehr Kapitalströme in nachhaltige Wirtschaft zu lenken und dadurch unseren Beitrag für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft zu leisten.“

Zum anderen reduziert die Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und Governance-Kriterien (Environmental, Social & Governance: ESG-Kriterien) bei den Kapitalanlagenentscheidungen das Risiko, Wertverluste in Folge von nachhaltigkeitsrelevanten Risiken zu erleiden.

Redaktion: Gibt es hierfür Beispiele? 

Svetlana Thaller-Honold: Beispiele hierfür sind Reputationsverluste, rechtliche Auseinandersetzungen, aber auch die sich rapide ändernde Energielandschaft und Gesetzgebungen. Mit einer proaktiven Investment-Strategie machen wir unsere Kapitalanlagen resistenter und werthaltiger.

Redaktion: Und welche Produktlösungen bietet die Gothaer ihren Kunden? 

Svetlana Thaller-Honold: Die Gothaer bietet ihren Kunden bereits seit 2009 nachhaltige Produktlösungen im Rahmen der fondgebundenen Lebensversicherungen an. So besteht die Möglichkeit, bei den rein fondsgebundenen Rentenversicherungen und den Absicherungen gegen schwere Krankheit und Berufsunfähigkeit nachhaltige Investmentfonds beziehungsweise einen Nachhaltigkeitsbasket auszuwählen. Dieser setzt sich zusammen aus globalen Fonds wie zum Beispiel den JSS OekoSar Equity Global aber auch Fonds zu speziellen Themen, wie den Vontobel Clean Technology.

„Auch die Aufnahme weiterer nachhaltiger Investitionsmöglichkeiten wird geprüft.“

So beispielsweise im Rahmen der Produktweiterentwicklung GarantieRente Performance oder der Gothaer Index Protect die Einbindung eines ESG beziehungsweise SRI-konformen Index.

Redaktion: Wie sieht es mit Produkten außerhalb der nachhaltigen Investments aus?

Svetlana Thaller-Honold: Zum Beispiel Elektromobilität. Diese versichern wir im Bereich KFZ zur Zeit sehr vergünstigt. Hier besteht eine sehr umfassende Versicherung, auch für Fahrer der Elektro-PKWs. Sowohl Haftpflicht als auch in der Voll- und Teilkasko geben wir einen Beitragsnachlass von zehn Prozent. Damit wollen wir das Engagement der Kunden belohnen.

„Ein weiteres Argument: Akkus gegen bestimmte Schäden mitzuversichern. Ein Novum auf dem Markt, das nicht jede Versicherung anbietet.“

Fahrern von Benzin- und Dieselfahrzeugen bieten wir über Climate Partner an, Fahrten zu kompensieren. Eigentlich wollen wir aber Anreize schaffen, um generell umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Hier sitzen wir aktuell mit den Produktentwicklern zusammen um zu überlegen: „Welche Anreize können die verschiedenen Sparten den Kunden geben?“ 

Redaktion: Sprechen wir noch über Digitalisierung. Auch diese hilft der Gothaer beim Umweltschutz…

Svetlana Thaller-Honold: Korrekt. Seit Februar besteht beispielsweise unser neues Angebot an Self Services, über den viele Anliegen an die Gothaer einfach und digital übermittelt werden können. Die Verwaltung der bAV wird dadurch deutlich einfacher und durch den Verzicht auf Papier wird gleichzeitig etwas für die Umwelt getan. Um auch aktiv etwas für die Umwelt zu tun, spendet die Gothaer 15.000 Euro für die Nutzung dieser Self Services für eine Baumpflanzaktion in Thüringen. Die Baumpflanzaktion ist Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Ausgelöst wird die Spende aber durch die Nutzung der Self Services!

Redaktion: Wen möchte das Unternehmen mit nachhaltigen Produkten ansprechen?

Svetlana Thaller-Honold: Das ist nicht mal eben eine spezielle Zielgruppe. Wir wollen in keine Nische, der Ansatz reicht über all unsere Anlagen. Das ist die Basis unserer Geschäftstätigkeit. Manche Kunden haben die Integration eines ESG-Konzeptes jedoch als Voraussetzung, hier ermöglichen wir damit die Geschäftsbeziehung.

Redaktion: Auch, wenn sich jeder angesprochen fühlen soll. Gewisse Zielgruppen fordern nachhaltige Produkte quasi ein. Stichwort LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability): Wo liegen die Argumente für diese Zielgruppe? 

Svetlana Thaller-Honold: Natürlich kennen wir die Zielgruppe der LOHAS. Deren Ansprüche und Vorlieben sind uns bewusst. Auch, wie sich diese Zielgruppe quantitativ entwickelt: sie nimmt unglaublich zu. Ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das durch Bewegungen wie Fridays for Future stark an Auftrieb gewinnt. Oft sind hierunter auch junge Eltern, die auf Grund ihrer Lebenssituation offen für das Thema Versicherung sind. Es ist keine konsumverweigernde Zielgruppe. Sie sind offen, aber wollen Produkte sinnvoll, nachhaltig und mit gutem Gewissen nutzen. Dadurch sind wir mit unserem Ansatz sehr attraktiv für sie. Denn: Wir wollen ein sehr glaubhaftes Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen und kein Greenwashing betreiben, was hoffentlich bei dieser aufgeklärten Zielgruppe Anklang findet.

Redaktion: Nun steckt aktuell einiges in der Entwicklung. Wohin wird sich das Nachhaltigkeitsmanagement in den nächsten Jahren entwickeln?

Svetlana Thaller-Honold: Die Visionen werden ambitionierter, in der Versicherungsbranche, aber auch in anderen Bereichen – dass ein Umdenken notwendig wird, scheint angekommen zu sein. Die Gothaer engagiert sich gemeinsam mit anderen Versicherern in der „Sustainability Group“, in der die Erwartungen von Politik und Gesellschaft diskutiert werden. Galt es bisher, den eigenen ökologischen und sozialen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, shiftet das Ziel jetzt in eine positive Richtung. Das heißt: die Ambition ist, einen positiven Fußabdruck zu schaffen. Ich denke, hieran sollten wir uns orientieren:

„Wir sollten uns fragen, welche Hebel die größten sind, um die Welt zukunftsfähiger zu machen. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 Nachhaltigkeitszielen bietet hier einen guten und verständlichen umfassenden internationalen Rahmen.“

Redaktion: Und in Bezug auf „die kleineren Hebel“?

Svetlana Thaller-Honold: Auch diese sollten wir nicht vergessen. Einer davon sind Maßnahmen, mit denen wir für das Thema sensibilisieren, sowohl nach innen – damit Nachhaltigkeit von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der jeweiligen Position gedacht und umgesetzt wird – als auch nach außen (also unsere Kunden und Partner). Da wir glaubhaft nachhaltig sein wollen, machen wir jetzt keine Schnellschüsse in Richtung vermeintlich grüner Produkte.

„Die Gothaer plant mittelfristig, über einzelne nachhaltige Produkte hinaus alle neu entwickelten Produkte auf Nach­haltig­keits-Kriterien zu überprüfen, das heißt: schon im Produkt­entwick­lungs-Prozess eine Prüfschleife in Sachen Nachhaltigkeit einzubauen. Damit sollen einer möglichst breiten Kundschaft Produkte angeboten werden, die einen positiven oder zumindest neutralen Nach­haltig­keits­impact haben.“

In Zukunft sollen sowohl Bestandskunden als auch potenzielle Kunden darüber informiert und für das Thema Nach­haltig­keit – unabhängig von der Versicherung – sensibilisiert werden.

Über unsere Expertin

Die Nachhaltigkeitsexpertin hat über zehn Jahre Ministerien, Forschungseinrichtungen und Unternehmen darin beraten, Nachhaltigkeit in den eigenen Reihen umzusetzen. „Über die Befassung mit Nachhaltigkeitsthemen kommen auf einmal Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen und Ebenen miteinander in Kontakt, die sonst nichts oder kaum miteinander zu tun haben. Verbunden mit dieser sinnstiftenden Aufgabe birgt dies unglaubliche Chancen im Hinblick auf die Motivation und Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen.“

​Titelbild: © Gothaer

Stephanie Gasteiger

Mitglied der NewFinance-Redaktion mit beruflichem Hintergrund in der PR und Wurzeln am Chiemseeufer. Ist ganz nach Friedrich Nietzsche davon überzeugt, dass die Glücklichen neugierig sind. Und ebenso umgekehrt.

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